Zornhau Seminar in Peking, Juli 2017 mit Alexander Klenner.Mi, 02.08.2017
Daß Zornhau Trainer und auch Mitglieder in ihren jeweiligen Fachbereichen für Seminare angefragt werden, ist an sich nichts neues.
Bei manchen Anfragen stutzt man aber doch kurz, so überraschend klingen sie.
So auch die Anfrage, die unseren Trainer Alex dieses Frühjahr erreichte. In Peking und Shanghai sollte er zwei je zweitägige Seminare vor Schülern einer Kampfkunstschule, die sich mit verschiedenen Kampfkünsten aus aller Welt beschäftigt, geben.
China. Auch nicht gerade um die Ecke, und eine Gelegenheit, die man gerne ergreift.
Also wurde Reisepass und Visum organisiert, die Modalitäten geklärt, und ein Seminarplan entworfen.
Leider stand die Planung selbst unter keinem guten Stern.
Der erste Visumsantrag wurde verweigert. Die Mitnahme von Trainingsgerät, die mit der Fluglinie an sich kein Problem wäre, scheiterte an chinesischen Gesetzen, die die Einreise mit den Geräten zu einem zu großen Risiko gemacht hätte.
Zu guter Letzt mußte vor Ort nochmal umgeplant werden, so daß aus den zwei je zweitätigen Kursen ein dreitägiger Kurs nur in Peking wurde – die Schüler aus Shanghai reisten dafür extra den nicht gerade kurzen Weg an.
Für das Seminar stand uns dann eine Halle in einem ehemaligen Luftschutzbunker zur Verfügung – mit den angenehmen Nebeneffekt, daß die Temperatur drinnen trotz Außentemperatur über 40°C eher als kühl zu bezeichnen war.
Die chinesischen Gastgeber hatten sich schwer ins Zeug gelegt und nach den Daten einer unserer Vermessungsaktionen Kunststoffschwerter anfertigen lassen. Allerdings hatten sie dabei gleich das größte je von uns vermessene Schwert genommen, was zu dem nicht ganz unamüsanten Effekt führte, daß das Schwert für die Körpergröße einiger Teilnehmer immens ausfiel.
Man muß hier verstehen, daß der Transport auch von stumpfen Trainingsschwertern in China nicht ganz trivial ist. Zur Relation: In sämtlichen U-Bahnen wird eingangs das Gepäck gescannt, und schon Dinge wie Feuerzeuge und die simplesten Taschenmesser dürfen nicht mitgeführt werden.
Für das Seminar taten die Kunststoffschwerter ihren Dienst aber recht gut, und daß fast alle Schüler die gleichen Modelle hatten, schadete auch nicht.
Das Seminar selbst Befasste sich 2 Tage mit dem Langen Schwert nach Deutscher Schule, und führte dort in rascher Folge von Grundlangen zum Zornhau-Ort Komplex, Winden, Abnehmen, Händdrücken und zu den Meisterhäuen.
Aufgrund der sehr motivierten Teilnahme, der Unterstützung einer Dolmetscherin, und nicht zuletzt dem Umstand daß die meisten Leute bereits Kampfkunsterfahrung besaßen, nahmen die Schüler den Stoff sehr schnell auf und konnten ihn weitgehend umsetzen.
Einer schrieb sogar heimlich mit…
Der an sich ungeplante dritte Tag stand dann im Zeichen anderer Meister und Waffen. Die langen Schwerter konnten zu Mordaxtsimulatoren umfunktioniert werden, und ein paar Stücke aus Talhoffers Mordaxt gezeigt werden. Gefolgt wurde dies von kurzen Stücken aus Meyers Stange, mangels ausreichender Simulatoren wurde dies allerdings nur ein kurzer Ausflug.
Zuletzt kamen wir nochmal zurück auf das Lange Schwert und dort, nun sehr passend zur Länge der Simulatoren, zum Codex Guelf, dessen Stücke einen schönen Gegensatz zu den Ansätzen aus dem ersten Teil bildete.
Den Abschluß bildete dann eine Freikampfrunde, zu der sich die fortgeschrittenen Kämpfer der Schule, darunter auch ein paar, die nicht an dem Seminar selbst teilnehmen konnten, zusammenfanden. Die Kämpfe waren durchweg fair, und es war sehr gut zu sehen, daß manche versuchten, das zuvor gesehene in der Praxis anzuwenden. Natürlich ist so ein schneller Überblick aus einem Seminar zu wenig, um die Techniken sicher zu beherrschen, aber die Grundlagen wurden offensichtlich gelegt.
Ein paar Worte sollten noch dem Rahmenprogramm gewidmet werden. Die chinesischen Veranstalter um Marvin Wu haben sich in unglaublicher Weise um das Wohlbefinden ihres Gastes gekümmert. Nicht nur daß von Flug über Hotel und Programm alles organisiert war, auch die zuvor erwähnte Dolmetscherin stand zusätzlich zu Allan, einem der Trainer, die ganze Zeit von Landung bis Abflug zur Verfügung und konnten bei Fragen zum Leben in Peking zur Seite stehen.Peking ist eine sehr interessante Stadt, deren schiere Größe in den zwei Tagen, die zur freien Verfügung standen, nicht mal ansatzweise erfasst werden kann. So standen „nur“ der Himmelstempel, das Nationalmuseum, und unzählige Gaststätten mit „besonderen Spezialitäten“ auf dem Programm. Bei besagten 40°C und mehr fielen einige angedachte Aktivitäten im Freien dem Selbsterhaltungstrieb zum Opfer.
Alles in allem war es eine sehr spannende Woche in Peking, für die den Verantwortlichen nicht gneug gedankt werden kann, sein es nun die Trainer Marvin oder Allen, Fei Fei als Dolmetscherin, sein es die Schüler, die z.T. einiges auf sich genommen haben, um an diesem Seminar teilzunehmen. Alle werden in sehr guter Erinnerung bleiben.
Besonders erfreulich ist am Ende, daß dieses Seminar nicht das einzige seiner Art bleiben soll, regelmäßige Wiederholungen sind fest geplant, wenn auch die Details noch ausgearbeitet werden. Man darf also gespannt sein auf „Zornhau in Peking, Teil zwei“ und hoffentlich auch „Zornhau in Shanghai, Teil eins“, und vielleicht sogar mit größerer Beteiligung von Zornhauern. Es wird sich zeigen, wir sind jedenfalls alle gespannt und guter Dinge.
Anbei ein paar Bilder aus dem Training, den Museumstouren und der regionalen Küche.